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1. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 77

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Zeit Wenzels (1378 — 1400) und Ruprechts (1400—1410). 77 In Böhmen sorgte Karl für den Frieden und die öffentliche Sicherheit und trat dem Fehdewesen scharf entgegen. Er beschützte und förderte den tattgiett. Handel, zumal die Flußschiffahrt, und begünstigte die Städte, vor allen Prag, das er durch den Bau eines großartigen Doms verschönte. Endlich aber trat er auch als Beschützer höherer Bildung auf: er hat in Prag die erste deutsche Universitat^gegründet. Nachdem er 1373 durch Vertrag gegen eine Geldzahlung auch Brandenburg von dem letzten Wittelsbacher erworben hatte, kam seine fürsorgliche Tätigkeit auch diesem Lande zu gute. Für das Reich ist seine Regierung dadurch wichtig, daß unter ihm auf 2)%^lj,ene mehreren Reichstagen das wichtige Reichsgesetz beschlossen wurde, das man 1356. nach der goldenen Kapsel, welche das Siegel der Urkunde einschließt, die goldene Bulle nennt. Durch dieses Reichsgesetz wurde festgestellt, daß, wie es nun schon ein Jahrhundert lang Brauch war, nur den sieben Kurfürsten die Wahl des deutschen Königs zustehe. Die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg wurden als Kurfürsten anerkannt; die letzten vier waren zugleich die Inhaber der Reichsämter des Erzmundschenken, des Erztruchseß, des Erzmarschalls und des Erzkämmerers. Den Kurfürsten wurden wichtige Vorrechte zugesprochen: ihre Lande sollten unteilbar sein, sie erhielten die höchste Gerichtsbarkeit in ihren Gebieten und andere Hoheitsrechte. Karl Iv. zog auch nach Italien und erhielt die Kaiserkrone. 1378 starb er. Sein ältester Sohn Wenzel, der ihm als deutscher König folgte, erhielt Böhmen und andere Gebiete, sein zweiter Sohn Sigmund jjjjfgjjj' Brandenburg. Letzterer erwarb bald darauf durch seine Heirat mit einer ungarischen Prinzessin Ungarn, was einen gewaltigen Machtzuwachs für das Haus Luxemburg bedeutete. Die Zeit Wenzels (1378—1400) und Ruprechts (1400—1410). § 80. Wenzel 1378—1400. König Wenzel war von Natur nicht ohne Gaben, aber ein sehr schlaffer und träger Fürst, der, je länger er regierte, desto mehr über Jagd und Trunk seine Pflichten als Herrscher vernachlässigte. Im Jahre 1400 setzten ihn die Kurfürsten endlich ab. Sie wählten den Kurfürsten Ruprecht von der Pfalz, der zwar ein tüchtiger Mann war, aber der nötigen Macht entbehrte und sich zehn Jahre lang vergeblich abgemüht hat, die Ordnung im Reiche und die königliche Gewalt wiederherzustellen. In jener Zeit, wo die Macht des deutschen Königtums so gering und der Zusammenhang des Reiches so lose ist, sind es die Einzelstaaten und

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 262

1911 - Erfurt : Keyser
— 262 — den sei. Hierauf nahm er im Festsaal das Frühstück ein, das ihm von der Stadt gereicht wurde. Während der Tafel brachte der Oberbürgermeister das Kaiserhoch ans und gab in seiner Rede dem Gefühl des Dankes Ausdruck für die Auszeichnung, die der Stadt durch den Befnch des Kaisers widerfahren. Als Nachfeier fanden am Nachmittage Schulfeierlichkeiten statt. c) Kaiser Wilhelm Ii. in Erfurt. Am Sonntag, den 13. September 1891, abends 9% Uhr traf der Kaiser mit seiner Gemahlin in Ersnrt ein, um der Parade bei Gamstedt beizuwohnen. Glockengeläute verkündete seine Ankunft, und ein tausendstimmiger Jubel brach bei seiner Abfahrt vom Bahnhof los. Er rollte donnernd über den Platz und pflanzte sich durch die dichtgedrängten Menschenmauern der Bahnhofstraße fort bis Hin zum Anger, wo die städtischen Behörden Aufstellung genommen hatten. Geleitet von den Seydlitzkürafsieren, fuhr das Herrscherpaar durch die Bahnhosstraße und über den Anger nach dem Regierungsgebäude. Am andern Morgen hatten die Schulkinder Erfurts in den Straßen, welche der kaiserliche Wagenzug auf der Fahrt nach dem Paradefelde berühren mußte, Aufstellung genommen, um dem Kaiser ihre Huldigung darzubringen. Punkt 9 Uhr morgens verließ das Kaiserpaar die Regierung und fuhr durch die Regierungsstraße, Wilhelmstraße, den Dalbergsweg, die Friedrich- und Gothaerstraße an der Cyriaksstraße vorüber nach Gamstedt, wo die Soldaten der Provinz Sachsen ihren Kriegsherrn erwarteten. Auf dem Wege dahin jubelten ihm auch die Kriegervereine zu, welche auf der Höhe der Cyriaksburg in Reih und Glied standen. Nach Schluß der Parade um 1 Uhr trafen der Kaiser und die Kaiserin wieder im Regierungsgebäude ein. Gegen 6 Uhr begaben sie sich in das Rathaus, wo im großen Fesifaale ein Abendessen angerichtet worden war, welches bis 8 Uhr dauerte. Mittlerweile hatte die Erleuchtung der Stadt ihren Ansang genommen. Die Straßen schienen in ein Lichtermeer getaucht. Unter ihnen ragte der Anger ganz besonders hervor. Vom lichtumflossenen, elektrisch beleuchteten Standbild der „Ersordia" in dsc Nähe des Postgebäudes zogen sich Fahnenmaste, welche an ihrem unteren Drittel je einen Kranz kleiner Glaslampen trugen, den Straßendamm entlang bis zum ebenfalls elektrisch erhellten, sprudelnden Brunnen am entgegengesetzten Straßenende. Auch der Fischmarkt stand nicht zurück mit seinem im Glanze von Tausenden von Gasfiämmchen und Gassternen erstrahlenden Rathause. Das Kaiserpaar und sein Gefolge war überrascht von der Großartigkeit des Gebotenen, wie es ihnen auf der Rundfahrt durch Regierungsftraße, Klostergang, Neuwerkstraße, Anger, Johannesstraße, Augustiner-, Allerheiligen- und Marktstraße entgegentrat.

3. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 97

1909 - Leipzig : Hirt
8. Die Erneuerung des Deutschen Reiches. 97 in andern Gefechten besiegt und durch die Schlacht bei Le Mans vernichtet. Orleans und Tours wurden besetzt. Die Nordarmee erlitt das gleiche Schicksal durch die Schlachten bei Amiens, an der Ha lue und Saint-Quentin durch die Generale v. Manteuffel und v. Goeben; Manteuffel und Werder zwangen die Ostarmee durch die dreitägige Schlacht bei Montbeliard und Belfort, sich auf schweizerisches Gebiet zu retten. Da auch Haris sich aus Mangel an Lebensmitteln nicht mehr halten konnte und die Übergabe anbot, wurde den Franzosen am 28. Januar ein Waffenstillstand bewilligt, dem am 10. Mai der Friede zu Frankfurt am Main folgte. In diesem Frieden trat Frankreich das Elsaß und Deutsch-Lothringen einschließlich Metz ab und verpflichtete sich, innerhalb dreier Jahre fünf Milliarden Frcs. Kriegskosten zu zahlen und bis dahin eine deutsche Besatzung zu unterhalten. Der deutsche Kronprinz, Prinz Friedrich Karl, Moltke und Roon waren zu Feld-marschällen ernannt, dem Grafen Bismarck der Fürstentitel verliehen worden. „Flammt auf von allen Spitzen, Das grause Spiel der Waffen, Ihr Feuer deutscher Lust. Mit Gott ist's abgetan, Und weckt mit euern Blitzen Und, die das Schwert geschaffen, Lin Danklied jeder Brust! Die Palmenzeit bricht an. 8. Die Erneuerung des Deutschen Reiches. Was Napoleon durch den Krieg hatte verhindern wollen, war gerade befördert worden, die Einigung Deutschlands. Während des Krieges hatte Bismarck mit den Vertretern von Bayern, Württemberg, Sachsen, Baden und der übrigen deutschen Staaten Verhandlungen behuss Wiedererrichtung des Deutschen Reiches angeknüpft. Am 18. Januar 1871 nahm König Wilhelm von Preußen die erbliche Kaiserkrone des neuen Deutschen Reiches aus der Hand der deutschen Fürsten an. Die Kaiserproklamation fand statt zu Versailles im Schlosse Ludwigs Xiv., in dem so viele Pläne zur Demütigung Deutschlands in die Wege geleitet worden waren. Sie sand statt genau 170 Jahre nach der Krönung des ersten preußischen Königs zu Königsberg. Unendlicher Jubel herrschte im ganzen deutschen Volke über die in heißem Kampf erstrittene Einheit. Alle deutschen Herzen schlugen in hoher Begeisterung dem großen Heldenkaiser entgegen, der gelobte, „allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens, aus dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Dahmen, Leitfaden. Iv. Nenbtg. 7 preis dem Herrn, dem starken Retter, Der nach wunderbarem Rat Aus dem Staub uns hob im Wetter Und uns heut im Säuseln nahtl"

4. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 113

1909 - Leipzig : Hirt
17. Kaiser Friedrich in. 113 Da befiel ihn im April 1887 eine hartnäckige Halskrankheit, die den vorzeitigen Tod des starken Helden herbeiführen sollte. Im sonnigen Süden, zu San Remo an der Küste des Lignrischen Meeres, suchte er Linderung seiner Leiden. Aus die Nachricht von dem Hinscheiden seines Vaters kehrte er unverzüglich heim zum winterlichen Norden, zu seinem treuen Volke, dem er gelobte, Deutschland zum Hort des Friedens zu machen, die Pläne seines Vaters zum Wohle der arbeitenden Kreise weiter zu fördern, alle Untertanen ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses mit gleicher Liebe zu umfassen, weil alle in den Tagen der Gefahr ihre volle Hingebung bewährt hätten. Die Ausführung seiner Regierungsgrundsätze mußte er seinem Sohne überlassen; der Tod machte seinem edeln Streben am 15. Juni 1888 ein Ende. Kaiser Friedrich war eine stattliche Erscheinung. Hochgewachsen, von großer körperlicher Gewandtheit, mit blondem Barte und treuen Augen in dem edelgeformten Angesichte, schritt er einher, Siegfried, dem Helden der alten Sage, nicht ungleich. Für alles Große und Gute begeistert, war er ein mächtiger Förderer von Kunst und Wissenschaft. Leutselig im persönlichen Verkehr, vergab er seiner königlichen Würde nichts. Von seiner außerordentlichen Herzensgüte sind eine Menge Erzählungen im Munde des Volkes. Am meisten wissen davon die Soldaten zu berichten, die dienstlich oder außerdienstlich mit ihm in Berührung kamen, sowie die Bewohner seines Gutsdorfes Bornstedt bei Potsdam. Am größten und bewunderungswürdigsten war er im Leiden. Keinen Laut der Klage hörte man aus dem Munde des königlichen Dulders; wenige Tage vor seinem Tode schrieb er seinem Sohne auf ein Blatt: „Lerne leiden, ohne zu klagen!" Schon ist manches Jahr ins Land gegangen, seitdem der Liebling des deutschen Volkes von seinen Leiden erlöst ist. Aber vielgeliebt und unvergessen wird er in dem Andenken seines treuen Volkes leben. In der Friedenskirche zu Potsdam erwartet seine sterbliche Hülle den Tag der Auferstehung. An der Villa Zirio, die er in San Remo bewohnte, hat der Verband deutscher Kriegsveteranen eine Gedenktafel mit folgender Inschrift anbringen lassen: Wandrer, der du aus Deutschland herkommst, hemme den Schritt, Hier der (Drt, wo dein Kaiser Friedrich lebte und litt. Hörst du, rote welle an welle stöhnend zum Ufer drängt? Das ist die sehnende Seele Deutschlands, die sein gedenkt. Kaiserin Friedrich. Seit dem 25. Januar 1858 war Kaiser Friedrich mit der Prinzessin Viktoria von England vermählt. An ihr hatte er eine treue, kluge und vielseitig gebildete Lebensgefährtin. Die Tochter Dahmen, Leitfaden. Iv. Neubtg. g

5. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 117

1909 - Leipzig : Hirt
2. Erste Regierungshandlungen. 117 An Mein Volk! Gottes Ratschluß hat über uns aufs neue die schmerzlichste Trauer-verhängt. Nachdem die Gruft über der sterblichen Hülle Meines unvergeßlichen Herrn Großvaters sich kaum geschlossen hat, ist auch Meines heißgeliebten Herrn Vaters Majestät aus dieser Zeitlichkeit zum ewigen Frieden abberufen worden. Die heldenmütige, aus christlicher Ergebung erwachsende Tatkraft, mit der Er Seinen königlichen Pflichten ungeachtet Seines Leidens gerecht zu werden wußte, schien der Hossnuug Raum zu geben, daß er dem Vaterlande noch länger erhallen bleiben werde. Gott hat es anders beschlossen. Dem königlichen Dulder, desseu Herz für alles Große und Schöne schlug, sind nur wenige Monate beschieden gewesen, um auch auf dem Throne die edeln Eigenschaften des Geistes und Herzens zu betätigen, welche Ihm die Liebe Seines Volkes gewonnen haben. Der Tugenden, die Ihn schmückten, der Siege, die Er auf den Schlachtfeldern einst errungen hat, wird dankbar gedacht werden, solange deutsche Herzen schlagen, und unvergänglicher Ruhm wird Seine ritterliche Gestalt in der Geschichte des Vaterlandes verklären. Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe Ich die Regierung im Ausblick zu dem König aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiele Meiner Väter Meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein. Wenn Ich Gott um Kraft bitte, diese königlichen Pflichten zu erfüllen, die Sein Wille Mir auferlegt, so bin Ich dabei von dem Vertrauen zum preußischen Volke getragen, welches der Rückblick auf unsre Geschichte Mir gewährt. In guten und in bösen Tagen hat Preußens Volk stets treu zu seinem Könige gestanden; auf diese Treue, deren Band sich Meinen Vätern gegenüber in jeder Zeit und Gefahr als unzerreißbar bewährt hat, zähle auch Ich in dem Bewußtsein, daß Ich sie aus vollem Herzen erwidere, als treuer Fürst eines treuen Volkes, beide gleich stark in der Hingebung für das gemeinsame Vaterland. Diesem Bewußtsein der Gegenseitigkeit der Liebe, welche mich mit Meinem Volke verbindet, entnehme Ich die Zuversicht, daß Gott Mir Kraft und Weisheit verleihen werde, Meines königlichen Amtes zum Heile des Vaterlandes zu walten. Potsdam, den 18. Juni 1888. Wilhelm. Eröffnung des Reichstages. Am 25. Juni 1888 eröffnete Kaiser Wilhelm Ii. zum erstenmal den Deutschen Reichstag. Zu dieser Feier waren sämtliche Fürsten der deutschen Staaten und die Bürgermeister der Freien Reichsstädte erschienen. Auf dem Throne

6. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 118

1909 - Leipzig : Hirt
118 Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. stehend, umgeben von den Fürsten und Großen des Reiches, verlas der Kaiser die Eröffnungsrede, in der er erklärte, daß er die Reichsverfassung wahren, für die arbeitende Bevölkerung sorgen, an dem Bündnisse mit Österreich-Ungarn und Italien in deutscher Treue festhalten und die seit hundert Jahren bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zu Rußland weiter pflegen, daß er, soviel an ihm liege, Frieden mit allen auswärtigen Staaten halten wolle. Eröffnung des preußischen Landtages. Am 27. Juni 1888 eröffnete König Wilhelm gleichfalls in feierlicher Weise den Landtag der Preußischen Monarchie und leistete dabei den Eid auf die Verfassung des Königreiches. In der Eröffnungsrede heißt es: „Ich gelobe, daß Ich die Verfassung des Königreiches fest und unverbrüchlich halten und in Übereinstimmung mit derselben und den Gesetzen regieren will, so wahr Mir Gott helfe!" Im weitern Verlaufe seiner Rede erklärte der König, daß er die Rechte des Volkes ebenso wie die des Königs achten und wahren wolle. Dann fuhr er fort: „Dem Vorbilde Meiner erhabenen Ahnherren folgend, werde Ich es jederzeit als eine Pflicht erachten, allen religiösen Bekenntnissen in Meinem Lande bei der freien Ausübung ihres Glaubens Meinen königlichen Schutz angedeihen zu lassen. „In bewegter Zeit habe Ich die Pflichten Meines königlichen Amtes übernommen, aber Ich trete an die Mir nach Gottes Fügung gestellte Aufgabe mit der Zuversicht des Pflichtgefühls heran und halte Mir dabei das Wort des großen Friedrich gegenwärtig, daß in Preußen der König des Staates erster Diener ist." Die ersten Reisen des Kaisers. Kaiser Wilhelm ist vor allem bestrebt, die Leiden des Krieges von seinem Volke fernzuhalten. Um die Fürsten von seinen friedlichen Absichten persönlich zu überzeugen, hat er gleich nach seiner Thronbesteigung ihnen seinen Antrittsbesuch gemacht. Zuerst fuhr er zur See nach St. Petersburg zum Kaiser von Ruß-laud. In Rußland bestand eine Partei, die Deutschland feindlich gesinnt war und durch ihre Zeitungen die Meinung verbreitete, der junge deutsche Kaiser wolle den Krieg mit Rußland. Der persönliche Besuch des Kaisers am russischen Hofe sollte dem russischen Volke zeigen, daß diese Zeitungsnachrichten Verleumdungen waren. Dann begab er sich nach Stockholm zum Könige Oskar von Schweden. Dieser ist ein langjähriger Freund der Kaiserlichen Familie und hatte den Kaiser Friedrich noch zwei Tage vor seinem Tode in Potsdam besucht. Von Stockholm fuhr der Kaiser nach Kopenhagen zum Könige von Dänemark. Wegen des Verlustes von Schleswig-Holstein waren die

7. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 128

1909 - Leipzig : Hirt
128 Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. traft, zur Erfindung zahlreicher Maschinen, zu einer großartigen Entwicklung der Fabriktätigkeit und der gesamten Industrie. Deren Folgen sind wiederum die Ausbreitung des Handels und der zunehmende Wohlstand der Bevölkerung. Die Erfindung vieler Maschinen hat die menschliche Arbeit vereinfacht; mancher Gebrauchsgegenstand, der früher mit der Hand angefertigt wurde, wird jetzt durch die Maschine rascher und billiger hergestellt; die hier überflüssig gewordenen Arbeitskräfte stellen Industrie und Handel in ihren Dienst. (Fig. 10—16.) Das gewaltige Eisenbahnnetz, der ausgedehnte Post-, Telegraphen- und Fernfprechdienst beschäftigen ein großes Arbeiter- und Beamtenheer. So hat sich das Gebiet der menschlichen Tätigkeit bedeutend erweitert und das Arbeitsfeld verschoben. Natürlich können bei so widerstreitenden Interessen nicht alle Wünsche befriedigt werden, und es bedarf einer geraumen Zeit, um die Ansichten zu klären und gute, lebensfähige Einrichtungen zu schaffen. Nordsee und Ostsee sind durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal verbunden worden. Der Reichstag hat ein neues, seiner würdiges Gebäude bezogen und darin ein gemeinsames Bürgerliches Gesetzbuch für alle Staaten des Deutschen Reiches zum Abschluß gebracht. „Damit ist durch vereinte Tätigkeit der verbündeten Regierungen und des Reichstages dem deutschen Volk ein kostbarer Besitz gewonnen, der ihm im Lauf einer tausendjährigen Geschichte noch niemals vergönnt war. Das neue gemeinsame Recht wird ein neues, starkes Band um die deutschen Stämme schlingen."^ So schreiten auf allen Gebieten die Werke des Friedens rüstig weiter. „Man wird kaum einen Verwaltungszweig bezeichnen können, weder auf dem Gebiete der geistigen noch auf dem der materiellen Kultur, der im neuen Deutschen Reiche feit feiner Begründung nicht eine erfreuliche Entwicklung erfahren hätte."2) Deshalb blicken wir mit Stolz und Vertrauen auf zu dem hohen Herrn, der mit kräftiger Hand des Reiches Zepter hält, der den Frieden Europas schirmt und sichert; mit Liebe und Dankbarkeit blicken wir auf zu dem edeln Fürsten, der seine reichen Fähigkeiten, seine rastlose Arbeitsfreudigkeit in den Dienst des Volkes gestellt hat, um es zu beglücken. Aus vollem Herzen stimmen wir in die Worte der Nationalhymne ein: Sei, Kaiser Wilhelm, hier Lang Deines Volkes Zier, Der Menschheit Stolz I Fühl in des Thrones Glanz Die hohe Wonne ganz, Liebling des Volks zu seinl Heil, Kaiser, Dir! ') Kaiserliche Thronrede vom 6. Mai 1898. — 2) Dietrich Schäfer ©.820.

8. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 12

1909 - Leipzig : Hirt
12 I- Die Französische Revolution. gegeben hat. Diese Verfassung durch Einzelgesetze näher zu bestimmen, wurde eine neue Nationalversammlung gewählt. Niemand, der der ersten angehört hatte, durfte in diese gewählt werden. Sie wird die gesetzgebende genannt, Assemblee nationale legislative. Adel und Geistlichkeit waren darin gering vertreten. Die Revolution ging ihren Gang weiter. Wie eine Lawine, die den Berg hinabrollt, nicht rastet, bis sie den Abgrund erreicht und alles zerstört hat; wie eine Mauer, aus der man einen Stein ausgebrochen, immer weiter zerfällt, bis sie zum Trümmerhaufen geworden, so erging es dem französischen Staatswesen zur Zeit der Revolution: „wo rohe Kräfte sinnlos walten, Da kann sich kein Gebild gestalten; wenn sich die Völker selbst befrein, Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn^-^ Das Ausland. Die Emigranten hatten sich in den Rheinlanden gesammelt und rüsteten unter dem Schutze des Kurfürsten von Trier zu einem Einfall in Frankreich. An ihrer Spitze stand ein jüngerer Bruder des Königs, der spätere König Karl X. Der Deutsche Kaiser Leopold Ii. verlangte von Frankreich Ersatz für die Schädigung deutscher Fürsten durch die Aufhebung des Zehnten und andrer Erträge. Deutsche Fürsten hatten nämlich Privatbesitzungen im Elsaß; die französische Regierung lehnte die Entschädigungen ab und führte Beschwerde über die Unterstützung der Emigranten durch deutsche Fürsten. Ludwig Xvi. wurde gezwungen, bei der Nationalversammlung die Kriegserklärung gegen den Kaiser zu beantragen. König Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen trat auf die Seite des Kaisers. Beide Mächte wählten den Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig zum Oberfeldherrn der verbündeten Heere. Dieser erließ eine Erklärung, daß er die Stadt Paris zerstören würde, wenn dem Könige die geringste Gewalttätigkeit zugefügt werde. Die Folge war, daß der König als Verräter des Vaterlandes betrachtet wurde. Die Volksvertretung war in Parteien gespalten, die Gemäßigten hatten ihren Einfluß verloren, die Umsturzpartei, die Radikalen, die Oberhand behalten. In einem ehemaligen Jakobinerkloster hielten sie ihre Versammlungen ab und bekamen daher den Namen Jakobiner. Von diesen ging der Angriff auf den Thron aus. Die Königliche Familie war in ihrem Palaste nicht mehr sicher vor der Hefe des Volkes. Die wütendsten Gegner des Königtums waren Robespierre, Danton und Marat. Ihre Aufhetzungen führten einen Sturm auf den Königlichen Palast der Tuilerieu herbei. Die Königliche Familie flüchtete in die Nationalversammlung und mußte hier in der Kronloge zuhören, wie man über die Abschaffung des Königtums beriet. Zunächst wurde der König seiner Stellung enthoben, die Königliche Familie getrennt ins Gefängnis gebracht.

9. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 64

1909 - Leipzig : Hirt
64 Iv. König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen und seine Zeit. zusammengeschmolzen, nur ein einziges, edelstes ist, keinem andern Roste unterworfen als dem allein verschönernden der Jahrhunderte." Ein englischer Lord sagte von ihm, er könne, wenn er nicht König wäre, in jeder beliebigen Wissenschaft als Professor nicht nur sein Brot verdienen, sondern sich auch einen Namen machen. Eine erschöpfende Darstellung über des Königs Förderung von Kunst und Wissenschaft würde ein ganzes Buch füllen. 2»/jdie Zeit. Als Friedrich Wilhelm Iv. die Regierung antrat, ging ein frischer Zug patriotischer Begeisterung durch das deutsche Volk. Französische Zeitungsartikel, denen das Ministerium Thiers nicht fernstand, forderten Krieg mit Deutschland, um den Rhein als Grenze Frankreichs zu erhalten. Dem Unwillen des deutschen Volkes gab Nikolaus Beckers Lied: „Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein", und Max Schneckenburgers „Wacht am Rhein" beredten Ausdruck. Beide Lieder sind im Jahre 1840 entstanden. Die Kriegsbegeisterung des deutschen Volkes ließ die französischen Rheingelüste bald verschwinden. Das Gefühl gemeinsamer Interessen aller deutschen Stämme wurde 1842 besonders angeregt durch den großen Brand der Stadt Hamburg und die Grundsteinlegung zum Weiterbau des Cölner Domes. Zum Wiederaufbau der Stadt und des Domes strömten die Gaben von allen Seiten, von arm und reich. Annette von Droste-Hülshoff hat die Erinnerung daran bewahrt: „wem nie ein eignes Dach beschert, Der wölbt es über fremde Not, wem nie geraucht der eigne 6erd, Der teilt sein schweißbenetztes Brot." „Wenn eines ganzen Volkes Kraft Für seines Gottes fjeiligtum Die Lanze hebt, so Schaft an Schaft, wer glühte nicht dem schönsten Ruhm." *) Eine Berliner Gewerbeausstellung des Jahres 1844 zeigte einen mächtigen Aufschwung der Industrie, eine Frucht des Deutschen Zollvereins; Thaers Anregungen hatten auf dem Gebiete der Landwirtschaft schöne Erfolge. Doch fehlte es auch nicht an Klagen. Harkort wies auf die Gefahren der Großgüterwirtschaft hin, die einen selbständigen Kleinbauernstand im Osten nicht aufkommen lasse; bezüglich des Fabrikwesens verlangte er vom Staate Verbot der Kinderarbeit, eine gesetzliche Grenze für die Zahl der Arbeitsstunden, Sorge für gesunde Nahrung und billige Wohnung der Arbeiter. Einführung von Pferdebahnen, damit *) Gedichte: Die Stadt und der Dom.

10. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 67

1909 - Leipzig : Hirt
3. Die Revolution von 1848. 67 Wir verlangen ein deutsches Bundesgericht zur Schlichtung aller Streitigkeiten staatsrechtlichen Ursprungs zwischen den Fürsten und Staaten wie auch zwischen den verschiedenen deutschen Regierungen. Wir verlangen ein allgemeines deutsches Heimatrecht und volle Freizügigkeit in dem gesamten deutschen Vaterlande. Wir verlangen, daß fortan keine Zollschranken mehr den Verkehr auf deutschem Boden hemmen und den Gewerbfleiß seiner Bewohner lähmen. Wir verlangen also einen allgemeinen Deutschen Zollverein, in dem gleiches Maß und Gewicht, gleicher Münzfuß, ein gleiches deutsches Handelsrecht auch das Band materieller Vereinigung bald um so fester schließen möge. Wir schlagen vor Preßfreiheit mit gleichen Garantien gegen den Mißbrauch für das gesamte deutsche Vaterland. Das waren bedeutende Zugeständnisse an die Wünsche des Volkes. Die Verfassung war bewilligt. An demselben Tage, wo diese Einberufungsorder veröffentlicht wurde, am 18. März, sammelten sich große Massen vor dem Schlosse, um dem Könige zu danken. Als dieser auf dem Balkon erschien, wurde er jubelnd begrüßt. Da entluden sich zwei Gewehre der Soldaten, die Ordnung hallen sollten, das eine durch das Ungeschick des Soldaten, das andre durch den Schlag eines Arbeiters auf den Hahn. Die Schüsse verletzten niemand. Aber die Menge glaubte sich verraten und stob auseinander, baute Barrikaden und begann den Straßenkampf gegen die Truppen, der bis in die Nacht dauerte. Der König war unentschlossen. Daß er Bürgerblut vergießen sollte, war seinem Herzen zuwider. Als die Truppen den Aufstand fast bewältigt hatten, ließ der König sie zurückrusen. Das Volk glaubte, des Königs Bruder, der spätere Kaiser Wilhelm I., habe das Zeichen zum Feuern gegeben. Der König erklärte auf sein Ehrenwort: „Mein Bruder ist un- schuldig an all den Handlungen, deren er von einigen Böswilligen bezichtigt wird." Um dessen Person in Sicherheit zu bringen, veranlaßte er ihn, auf einige Zeit nach London zu gehen. Zur Beruhigung des Volkes ließ der König am 19. März alle Truppen aus Berlin nach Potsdam abmarschieren und gab die Erlaubnis zur Bildung einer Bürgerwehr. Ein Ritt des Königs und der Prinzen durch die Stadt trug zur Beruhigung der Bevölkerung bei. Das erschien nötig. Denn unter den Barrikadenkämpfern befanden sich viele zweifelhafte Elemente: Arbeiter, die die Arbeit, Studenten, die das Studieren verlernt hatten, fremde Müßiggänger und großstädtisches Gesindel. Der Schutz der eingesessenen Bürgerschaft war ein Gegengewicht gegen diese Elemente. So wollte der König auch, daß die Särge der im Straßenkampf Gefallenen — es waren 183 — am Königlichen- Schlosse vorübergetragen wurden. Er trat auf den Balkon, ließ die Fahnen grüßend senken und entblößte das Haupts/ Der zweite Vereinigte Landtag trat am 2. April zusammen, vereinbarte mit dem Ministerium ein Wahlgesetz, nach dem eine konsti-
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